Auf der einen Seite spürte ich früh dass Musik in mir etwas Positives bewirkt was ich nicht erklären konnte. Dies machte mir anfangs Angst, da ich sehr rational denkender Mensch bin. Auf der anderen Seite merkte ich wenn ich loslasse, das Musik mehr ist als nur die Aneinanderreihung von Noten. nein genau das was zwischen den Noten passiert ist es was mich faszinierte und ich hörte sehr früh schon schwere klassische Musik (mein erste klassische Platte war ( 8. Symphonie von Anton Bruckner). Sicherlich kein leichter Einstieg, doch es wäre nicht auszudenken, wo ich gelandet wäre, hätte ich diesen Einstieg nicht gehabt.
Je mehr Musik ich hörte, desto mehr spürte ich die Unterschiede der verschiedenen Spielweisen, musikgeschichtlichen Hintergründen und vor allem der diversen Interpretationen. So kam es dass ich z.B. eine meiner Lieblingssymphonien (7. Beethoven) in 14-fach verschiedener Ausführung habe und jede ist ein Unikat. Hört man sich eine Version von Karajan und eine Version von Klemperer an, möchte man meinen es wären zwei Unterschiedliche Werke.
Genau daraus wuchsen für mich drei Leitsätze für meine musikalisches Leben welche bis heute Bestand haben.
- Musik ist zeitlos;
- Die Musik ist zwischen den Noten, die Noten sind nur das Mittel
- Musik befreit.
Bald erwuchs in mir durch das intensive Musik hören ein philosophischer Zwang alles zu hinterfragen, alle zu analysieren. Musikwissenschaftlich nachzuforschen. Dadurch eignete ich mir auch ein profundes musikalisches Wissen an.
….aber
Die Freude an der Musik ging immer mehr verloren, da ich nicht mehr loslassen konnte und einfach genießen ohne zu hinterfragen. Bis ich auf folgenden Satz von Immanuel Kant gestoßen bin, der mir im übertragenen Sinne die Augen wieder geöffnet hat.